Die Räude – Ursachen, Symptome, Behandlung

Neben dem Fuchsbandwurm ist auch die Räude eine der Hauptbejagungsgründe. Öfters findet man dann auf Waldwegen Schilder ähnlich diesem:

gefunden im Jagdrevier Flammersbach, Hegering Wilnsdorf

Otto Normalhundehalter wird gewarnt: verlasst die Wege nicht, wenn Dein Hund sich damit ansteckt fällt er tot um. Naja, zumindest so ähnlich. Was ist dran an solchen Warnungen?

Räude wird ausgelöst durch verschiedene Räudemilben. Das sind kleine Spinnentierchen, von denen die Sarkoptes-Räude vermutlich die bekannteste und “gefährlichste” unter ihnen ist.

Letztlich ist es egal, ob das Tier von Psoroptes (Saugmilben), Chorioptes (Nagemilben) oder Sarkoptes (Grabmilben) befallen ist, der Unterschied liegt eher in der befallenen Körperregion.

Die Grabmilben (Sarkoptes) graben kleine Gänge ins Hautgewebe, welches sie mit ihrem Speichel einweichen. Dort ernähren sie sich vom Hautgewebe und ziehen ihren Nachwuchs gross. Genau gegen diesen Speichel gibt es dann bei Fuchs oder Hund eine entsprechende allergische Reaktion. Gerade Caniden reagieren darauf so sensibel, dass nur wenige Milben ausreichen, um ein heftiges Krankheitsbild zu erzeugen.

Wie übertragen sich die Milben?

Die Übertragung erfolgt fast immer von Tier zu Tier, also bei direktem Kontakt. Auch ohne Wirt können die Milben je nach Witterung und Sonneneinstrahlung wenige Tage bis zu zwei Wochen überleben, so dass eine Übertragung auch durch Kontamination möglich ist (Decke, Hundekörbchen, Pflanzen nahe einem Fuchsbau). Dabei gilt bei beiden Übertragungswegen: ein sehr kurzer Kontakt reicht für eine Ansteckung aus.

Vom Fuchs oder Hund kann Sarkoptes auch auf den Menschen übergehen, hält sich dort aber nicht lange und klingt meist ohne Behandlung nach einigen Tagen wieder ab.

Symptome

Ausgelöst durch die Grabgänge der Milbe und den eingesetzten Speichel entsteht ein sehr starker Juckreiz und kleine Pusteln, meist beginnend an den Aussenseiten der Ohrmuscheln und den Augen. Eher durch allergische Reaktionen als durch die Milbe selbst färbt sich die Haut rötlich, durch den extremen Juckreiz fangen die Tiere an, sich zu kratzen und beissen, was natürlich zu Verletzungen der Haut und Haarausfall führt. Jede Hautverletzung ist – besonders für freilebende Tiere – ein Einfallstor für Bakterien. Und genau die sind das eigentliche Problem: Sekundärinfektionen aller Art, die dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nach einigen Wochen oder Monaten zum Tod eines unbehandelten Tieres führen können – immer häufiger aber nicht zwangsweise müssen. Besonders bei Füchsen wird beobachtet, dass häufiger (aber noch nicht häufig) eine Selbstheilung nach etwas mehr als 10 Tagen eintritt.

Diagnostik

Sarkoptes direkt zu diagnostizieren ist schwierig, meist aber auch gar nicht unbedingt notwendig. Hauptsache, man kann Juckreiz verursachende Milben als solches diagnostizieren. Neben diversen Bluttests (Antikörper) kommt regelmässig der (lustig anmutende) Pinnal-Pedal-Reflex zur Anwendung. Ein gezieltes “Kraulen” am Ohr, welches beim Hund einen besonderen Reflex auslöst, sofern er (nicht nur am Ohr) mit Milben angesteckt ist. Bevor wir krampfhaft versuchen, diesen Test zu beschreiben, hier ein kurzes Video:

Der “Pinnal-Pedal-Reflex” beim mit Sarkoptes infizierten Hund

Abgesichert werden sollte dann noch durch ein Hautgeschabsel, welches unter dem Mikroskop angeschaut wird, ob sich wirklich (“irgendwelche”) Milben finden lassen. Ist die Diagnose gegeben, ist die Therapie dank der heutigen Schulmedizin recht einfach.

Therapie

Es gibt verschiedene wirkungsvolle Möglichkeiten, ein so befallenes Tier (und auch einen Menschen) zu behandeln. Von Waschungen mit Mitteln, die Phosphosäureester, HCH, Amitraz, Ivermectin (soll auch gegen Corona helfen 😀 *nur ein Scherz*) und Pyrethroiden und einer oralen oder kutanen Gabe von (Gluko)kortison gegen den Juckreiz bis hin zu SpotOns, Injektionen, Tabletten wie Advocate, Simparica, Fipronil und was der Markt nicht alles hergibt.

Grobe Hautschuppen sollten aber vorsichtig gelöst werden, da sich dort massenhaft Milben ansiedeln, die über bestimmte Medikationsformen nicht mehr erreicht werden können.

Die Therapie ist wirklich denkbar einfach. Die Milben sterben meist schon nach einer Behandlung innerhalb weniger Tage und somit werden auch die quälenden Juckreiz-Symptome ganz schnell besser. Geschädigte Haut jedoch braucht erfahrungsgemäss um einiges länger, um zu heilen.

Wichtig: ALLE TIERE in der Wohnung sollten nach einem Befall mit Sarkoptes prophylaktisch behandelt werden, sonst wird das ein Kreislauf, aus dem man schlecht wieder raus kommt. Zudem bitte gründliche Reinigung von Körbchen, Liegeflächen, Decken etc.

Und bitte: die Spielgruppe, der Windhundfreilauf und die Rudelspaziergänge sind dann erstmal passé, bis keine Symptome mehr auftreten. Versteht sich ja von selbst, oder?

Fazit

Ja, für den freilebenden Fuchs ist die Räude eine Qual. Je dichter die Population, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Tiere sich damit anstecken.

Falsch ist, dass je ein Tier an der Räude gestorben wäre (wenn man es genau nimmt). Natürlich ist es einfacher, zu sagen “starb an Räude” als “starb an den Sekundärinfektionen durch durch Juckreiz ausgelöstes Beissen und Kratzen”. Aber es wird eben sehr gerne suggeriert, dass die Räude (die Sarkoptes-Milbe) ein tödliches Biest sei, welches den eigenen Hund in nullkommanichts dahin rafft, wenn er auch nur in die Nähe einer Milbe kommt.

Ja, für einen Fuchs bedeutete eine Ansteckung mit Räude in der Regel innerhalb von Wochen oder Monaten den Tod, einfach weil er sich kratzt, juckt, beisst, Bakterien in die Haut / das Blut eindringen und so zu Infektionen führen, die er nicht verkraftet. Letztlich ist aber auch das die Natur, und Überpopulationen werden über diesen Mechanismus ganz gut von der Natur geregelt, so dass aus diesen Gründen eine Jagd auf Füchse schon mal gar nicht notwendig ist. Von anderen “Gründen” ganz zu schweigen.

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