Die Bahn – wieder eine “Umwelt-Lüge”

Über die Bahn kann man geteilter Meinung sein. Der eine findet sie toll, der andere eine Zumutung. Über eins kann man sich sicherlich aufgrund der Fakten nicht streiten: sie ist selten pünktlich, die Strecken sind vollkommen überlastet und die Aufforderung, immer mehr auf die Bahn umzusteigen, wirkt angesichts maroder Strecken und Brücken, einem immer höheren Frachtaufkommen durch die Energiewende und der massiven Subventionen zur Passagierbeförderung wie ein ganz böser Scherz.

Dazu kommt nun noch eine sehr bittere Wahrheit: die Mär vom umweltfreundlichen Transportmittel ist nun auch vom Tisch.

Wer beim Reisen auf den eigenen CO2-Fußabdruck achtet, wählt wahrscheinlich eher die Bahn als das Auto oder das Flugzeug. Zugfahren gilt als nachhaltig und grün. Eine klischeehafte Vorstellung, sagt Dr. Klaus Radermacher.

Vergleicht man verschiedene Verkehrsmittel hinsichtlich ihres biologischen Fussabdrucks, vergleicht man fast ausschliesslich die Antriebsenergie. So wirbt man natürlich damit, keine innerdeutschen Flüge mehr durchzuführen.

Auf der Seite „mein-klimaschutz.de“ heißt es etwa: „Eine Reise mit der Bahn verursacht im Vergleich zu einem Inlandsflug bis zu zehn Mal weniger Emissionen pro Reisendem. Bei einer Hin- und Rückreise zwischen Köln und Berlin lassen sich so 270 kg CO2 sparen.“

Wer heute noch von München nach Berlin fliegt, der sollte sich was schämen. Oder man verweist auf die Windkrafträder in diesem Land, die noch viel schädlicher sind, und schämt sich eben nicht mehr 😉

Egal wie, der Bau und die Erhaltung der Infrastruktur, damit Züge überhaupt fliegen, wird leider nicht in die Berechnungen mit einbezogen. Sollte man aber, denn dann kommt man zu einem ganz anderen Ergebnis.

Hierzu zählen die Wege-Infrastruktur (Straßen und Schienen), die Knotenpunktinfrastruktur (Bahnhöfe, Flughäfen, Parkraum) und die Steuerungsinfrastruktur (Weichen, Flugsicherungssysteme, Ampeln). Insbesondere die Wege-Infrastruktur der Bahn hat nicht gerade eine positive Umwelt-Bilanz, zeigt die Studie.

Bahnschienen sind demnach sehr stahlintensiv und damit auch CO2-intensiv in der Herstellung. „Die Infrastruktur, die notwendig ist, um überhaupt einen Zug fahren zu lassen, verursacht gigantische Mengen an CO2 in der Produktion“, fasst Radermacher zusammen.

Die sehr einseitige Förderung der Schiene sei deshalb nicht zu Ende gedacht. Warum sich die Vorstellung von der umweltfreundlichen Bahn so hartnäckig hält, dafür hat Radermacher eine Erklärung: Er nennt sie die „Spinatlüge“.

Jahrzehntelang geisterte die Behauptung herum, Spinat enthalte zehnmal so viel Eisen wie andere Gemüsesorten – dies wurde später widerlegt. Ähnlich verhalte es sich mit der in Rademachers Augen vermeintlich grünen Bahn. „Als Spinatirrtum bezeichne ich das, weil eine falsche Aussage durch ständige Wiederholung nicht richtig wird“, sagt Radermacher.

Doch was bedeutet das für Menschen im Alltag? Ist Fliegen etwa doch umweltfreundlicher als Bahnfahren? Schließlich muss für Flugzeuge keine Wege-Infrastruktur gebaut werden, der Himmel steht immer zur Verfügung.

Radermacher empfiehlt einer Familie auf dem Weg von Berlin nach Paris tatsächlich, mit dem Flugzeug zu reisen. Es sei denn, sie wäre mit vier oder fünf Personen in einem sehr sparsamen Auto unterwegs.

Der Experte plädiert für Veränderung. „Solange bestimmte Systeme mit zweistelligen Milliardenbeträgen jedes Jahr gesponsert werden, entsteht keine Preistransparenz“, sagt er. Bezüglich der CO2-Belastung sei mehr Ganzheitlichkeit bei der Betrachtung notwendig. Bereits existierende Infrastruktur müsse effizienter genutzt werden.

Quelle: Die „Spinat-Lüge“: Warum die Bahn viel weniger grün ist, als viele denken – FOCUS online

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