Leben retten – langsam geht auch

In den meisten Fällen bin ich nachts und im Dunklen mit dem Auto unterwegs. Sehr häufig “am Arsch der Welt” – im Wald bzw. auf Strassen, die durch Wälder führen. Ist eben so hier bei uns in der Gegend.

Irgendwann habe ich mir angewöhnt, die erlaubte Geschwindigkeit nicht mehr zu fahren, aus einem einzigen Grund: Leben retten.

Mittlerweile fahre ich nur noch mit 50 km/h auf solchen Strecken. Kaum jemand ist nachts unterwegs, ich behindere niemanden. Dafür sehe ich mit eingeschaltetem Fernlicht viel eher, was da so am Strassenrand und manchmal auf der Strasse herumsteht oder -geht. Ich habe viel mehr Zeit, zu reagieren, der Bremsweg verringert sich massiv und die Chancen, dass eine Begegnung mit einem Tier für das Tier gut ausgeht, steigen immens.

Auch auf unserer “Stadtautobahn”, der HTS in Siegen, fahre ich nachts statt der erlaubten 80 oder 100 nur 60 km/h oder 70 km/h. Zumindest in den Bereichen, wo die Bahn nicht komplett auf Stelzen steht, denn da ist schon öfters mal ein Fuchs auf dem Mittelstreifen unterwegs.

Wenn ich die Tiere früh genug sehe, dann bleibe ich stehen, die Warnblinkanlage und der Blitzer auf dem Dach gehen an, und die teilweise fast stoischen Tiere werden dann wieder in die Pampa verjagt. Motorengeräusche interessieren die nämlich schon kaum noch, da muss die menschliche Stimme dann mal nachhelfen.

Manchmal jedoch sieht man sie gar nicht so früh. So wie heute Morgen. Und ich bin mir sicher: 60 km/h, und das tragende Reh wäre nicht mehr am leben. Das kreuzte nämlich gemütlich die Strasse. Erst als das ABS dann anfing, Krach zu machen, ging es ein paar Schritte schneller. Da konnte ich aber schon die Lichtbrechungen des Scheinwerfers auf dem Fell erkennen.

Die paar km/h weniger helfen meinem Panzer, ganz schön Sprit zu sparen, es könnte für einige Tiere den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Und – zumindest in meinem ungedämmten Offroader – kann man auch solche Lieder wieder einigermassen geniessen (und zwar LAUT):

Wenn die Temperaturen dann morgens nicht mehr knapp über dem Gefrierpunkt liegen, verspreche ich den Tieren hier im Siegerland, auch mit offenem Fenster zu fahren. Dann hören die mich schon kilometerweit singen.

Also fahrt langsam! Denn wenn Euch ein Tier vor’s Auto läuft, ich könnte daran Schuld haben 😉

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