23.08.2023 – Es gibt Tierärzte, da fällt einem nichts mehr zu ein

15.08.2023 – die Rechnung für die Untersuchung von Frau Otto ist angekommen 🙂

23.08.2023 – Video von Struppi – Verhalten nach Kreuzbandriss ohne OP

Vor zirka zwei Wochen hat unser 13-jähriger Hund “Struppi” (Podengo portuguese) beim Heraufstürmen aus dem Garten die Kellertreppe nicht ordentlich genommen, hat sich auf die Nase gelegt und humpelt seitdem.

Termin bei der Ärztin unseres Vertrauens nicht zu bekommen. Also erstmal nur ein Röntgenbild und die Einschätzung von meiner Wenigkeit, die da lautete: “ob er sich die Bänder gerissen hat, bin ich mir nicht sicher”. Und auch die vertretende Tierärztin war sich nicht sicher: “kann sein, kann nicht sein”.

Wo einen Orthopäden hier in unserer Gegend finden? Hier wandern die guten Tierärzte ja ab oder schliessen ihre Praxis. Hofheim, Giessen, Krefeld……… wirklich jetzt?

Auch die Tierklinik Betzdorf, mit der wir eigentlich immer sehr zufrieden waren, hat keinen mehr: der ehem. Geschäftsführer hat sich jetzt irgendwo am Rhein selbstständig gemacht und konsultiert nun eine ehemalige Ärztin der Klinik, die sich in Kreuztal selbständig gemacht hat: Frau Claudia Otto.

Bei ihr haben wir dann nach einer Woche einen Termin bekommen. Besser – da sie keine Praxis hat – einen Termin in der Tierklinik, die diese Ärztin dann konsultiert hat. Das Röntgenbild ging vorab von unserem TA an die Klinik.

In der Klinik dann eine allgemeine Untersuchung des Hundes. Kein Schubladentest (der war gar nicht möglich, da der Hund sich vollkommen versteifte), kein Sitztest, keine Beurteilung des Gangbildes. Ein wenig Palpation mit der Diagnose: “Patellaluxation und Kreuzbandriss”. Dringende Empfehlung: OP. Und zwar TPLO und operative Stabilisierung der Patella – zeitgleich.

Nun bin ich trotz veterinärmedizinischem Studiums weder Orthopäde noch Chirurg, und wenn man über meine “Kinder” wie über ein Auto spricht, schon mal schnell auf Krawall gebürstet. Wenn da die Sympathie bei mir nicht stimmt und mir Einiges komisch vorkommt, dann stelle ich mich quer. So auch an diesem Tag. Und deswegen will ich das Nachfolgende auch bewusst überspitzt formulieren.

  • Struppi wurde schon so manches mal untersucht, und immer wurde eine Arthrose festgestellt. Dazu braucht man nicht mal ein Röntgengerät, sondern einen mitarbeitenden Hund und Ruhe im Raum – dann hört man sehr genau, was in seinen Knien los ist. Eine Arthrose konnte von Frau Otto nicht festgestellt werden. Aha.
  • Das wäre ja auch kontraproduktiv, denn eines der Hauptargumente für eine OP ist ja die: Verhinderung einer sich zwangsläufig entwickelnden Arthrose. Deswegen darf da auch keine sein. Und: als ehem. Mitarbeiterin, die ihre Rechnung sogar noch über die Klinik abrechnen lässt, ist das Argument für eine OP natürlich auch ganz klar.
  • Bei dem diagnostizierten Kreuzbandriss hilft laut Frau Otto am besten eine TPLO. Aha. Eine TPLO bei einem Hund von 11,5 kg, bei dem man den Knochen zersemmelt um ihn dann wieder zusammenzusetzen. Jeder Fachtierarzt empfiehlt – wenn überhaupt – diese Methode bei Hunden über 25 kg. Frau Otto war das egal.
  • Ihre Argumentation: wenn der Hund nicht operiert würde, wäre die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass auch die Bänder im gesunden Bein wegen Überlastung reissen könnten. Ich argumentierte dagegen, dass nach einer OP eine strikte Schonung angesagt wäre, und auch dort bis zu drei Monate eine Überbelastung des gesunden Beines erfolgen würde, welches also keine Argumentation für eine OP wären. Antwort: ja, wahrscheinlich sind irgendwann beide Beine kaputt. Aha.
  • Ich stelle also die Frage, was denn eine solche OP wohl kosten solle. Antwort: mind. 3.000 Euro, zusammen mit der Behandlung der Patellaluxation 3.500 Euro. Ich kommentiere: und in einem Vierteljahr stehen wir dann wieder hier und legen die nächsten 3.000 Euro auf den Tisch, denn wenn man schon mal eine OP gemacht hat, ist es ja sinnbefreit, sich beim zweiten Mal gegen die nächste auszusprechen. Und ich stelle mir die Frage, wie man wohl mit einer TPLO gleichzeitig eine Fixierung der Patella vornehmen will……. aber hey, wer bin ich schon.
  • Antwort von Frau Otto (sinngemäss, wörtlich kriege ich das nicht mehr zusammen): “als Hundehalter habe man die Verpflichtung, jegliche Kosten, die durch medizinische Behandlung eines Tieres entstehen, zu tragen.” Aha.
  • Ich möchte ergänzen “…..durch NOTWENDIGE medizinische Behandlung”.
  • Meine Argumentation, dass ich das Risiko einer OP, insbesondere hinsichtlich einer Narkose, bei einem so alten Hund für recht hoch halte, besonders, wenn man die eher mittelmässigen Erfolgsaussichten einer solchen OP ansieht, konnte sie nicht verstehen. Woher ich denn meine Kenntnisse hätte, dass die Erfolgschancen bei 80 % und das Risiko eines Fehlschlages bei 30 % lägen. Das hätte ich mir wohl aus den Fingern gesaugt. Ich gebe zu, ich war in dem Moment nicht sehr zitierfähig und wusste nicht mehr, wo ich das gelesen habe. Jetzt weiss ich es wieder 🙂
  • Meine Argumentation, dass ja auch eine konventionelle Behandlung, sagen wir ein “Nichtstun / Nicht-Operieren” mit medikamentöser und physiotherapeutischer Behandlung, fast genauso erfolgreich sei, ohne das Risiko der OP, die finanzielle Belastung, die nachträgliche Lebensänderung des Hundes, liess sie nicht gelten. Ohne OP gäbe es quasi keine Chance. Aha.
  • Ich argumentiere weiter. Als (Noch-)Betreiber eines Gnadenhofes für unvermittelbare Hunde hatten wir schon viele Hunde unter unseren Fittichen. Und wie oft wurden wir überrascht, wie schnell ein Tier abbauen, massiv krank werden oder sogar sterben kann. Da Struppi eine ganz besondere Geschichte hat, möchte ich dem kleinen Kerl so wenig wie möglich in das Leben pfuschen, das er jetzt hat und kennt. Sprich: ich möchte ihn weder zu sehr zurückhalten noch zu sehr seinen gewohnten Lebensablauf einschränken. Meine Aussage: “Leben ist Qualität – nicht Quantität”. Über diesen kurzen Ausflug kamen Frau Otto und ich dann auf die Diskussion einer Euthanasie bei Hunden, wenn der Verantwortliche (also ich) den Tod als gnadenvollere Lösung ansehe. Ihre pauschale Aussage war: “so lange operiert werden kann, wird ein Tier nicht euthanasiert.”. Da war ich kurz davor, Anwesende im Zimmer zu euthanasieren – was für eine unfassbare Aussage!!!!!
  • Diese Aussage würde sich auf das TierSchG stützen, behauptete sie. Ich finde, das Gegenteil ist der Fall, denn § 1 TierSchG sagt ganz klar: “(…)Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.” Einem Tier das Leiden zu ersparen und die Hoffnung auf eine OP zu setzen, die das Ende dieses Leidens nicht garantieren kann, halte ich moralisch für vollkommen verwerflich. Zumindest pauschal. Das degradiert das Tier zur Gelddruckmaschine.
  • Zurück zum Thema……..
  • Meine Fragestellung: warum sollte ich einer OP zustimmen, die meiner Meinung nach ein im Verhältnis zu den Kosten zu geringen Erfolgsanteil verspricht. Wir haben eine Kangalhündin, die ebenfalls rein manuell therapiert wurde und der es heute bestens geht. Antwort: Nein, man könne vielleicht noch über die Operationsmethode diskutieren (TPLO, TTA, Meusteege), aber ohne ginge es nicht. Aha.
  • Der Papa kann zwar nicht mehr alles aus dem Stegreif mit Quellenangaben zitieren, aber er weiss schon noch, was er mal gelernt hat, liebe Frau Otto.

Ich fasse zusammen: Frau Otto hat durch Palpation deutlich einen Kreuzbandriss diagnostiziert, einhergehend mit einer Patella-Luxation. Auf dem mitgebrachten RÖ-Bild konnte keine Arthrose festgestellt werden, welches positiv für eine Operation dargestellt werden kann. Ein Gangbild wurde genauso wenig angefertigt wie ein Sitztest, der versuchte Schubladentest, ja jegliches Bewegen des verletzten Beines konnte nicht stattfinden, da der Hund die Mitarbeit verweigerte. Auf dieser hochqualifizierten Diagnose soll ich dann eine OP durchführen lassen, die mich 3.500 Euro kostet und die mich vermutlich in einem Vierteljahr dazu führt, dass auch das andere Bein operiert werden muss (3.000 Euro). Das alles bei einem Hund von 13 Jahren. Eine konservative Behandlung wird abgelehnt.

Für die Untersuchung von 15 Minuten und das halbstündige Streitgespräch wurden uns 138 Euro in Rechnung gestellt:

Wir haben bei der Orthopädin unseres Vertrauens Rücksprache gehalten, ob es nicht irgend möglich wäre, Struppi doch nochmal zeitnah zu untersuchen. Sie hat uns dann für heute nochmal dazwischen geschoben.

Fazit:

  • eine Patella-Luxation gibt es auf jeden Fall, diese resuliert aber vermutlich nicht aus dem Sturz, sondern damit hat er wohl schon länger zu kämpfen (zwei Mal ist das auch genau so dokumentiert). Eine Behandlung mit einer Orthose lehnt sie ab, das würde nichts bringen. Eine OP der Patella sieht sie skeptisch, es gibt keine Garantie, das es hält, es setzt den Hund starkem Risiko aus (OP) und der Hund könnte in den meisten Fällen vermutlich gut damit leben. Zumindest unter allen Gesichtspunkten insbesond. hinsichtlich des Alters spräche sie sich dagegen aus.
  • Einen Kreuzbandriss kann sie nicht gesichert diagnostizieren. Der Schubladentest war nicht aussagekräftig, das Gangbild spricht nicht zwingend dafür, sein Verhalten, bspw. wie er sitzt oder liegt spricht eher dagegen (verletztes Bein hinten links).
  • Wer Schmerzen hat, der liegt nicht auf dem kranken Bein und winkelt es auch nicht so an. Von einer TPLO hält sie nur für grössere Hunde jenseits 25 kg etwas, generell möchte sie eine OP für Struppi nicht empfehlen. Sie hält eine konventionelle Therapie für viel sinnvoller. Sollte es wider erwarten doch noch so kommen, dass eine konventionelle Therapie nichts bringt, wäre immer noch die Möglichkeit einer Kapselraffung (Meusteege) gegeben. Ich liebe es, wenn Leute meiner Meinung sind, ohne, dass ich diese vorher geäussert habe.

Für 45 Minuten Untersuchung / Physiotherapie, 15 Minuten Gespräch und einen Schwung Medikamente wurde uns dann folgende Rechnung geschrieben:

Für eine genaue Untersuchung mit genau den empfohlen Methoden der Diagnostik, die auch mir bekannt sind, mit einer Physiotherapie, um den Herrn Hund nochmal locker zu machen und den hier aufgeführten Medikamenten betrug die Rechnung quasi genauso viel wie bei Frau Otto, die sich Zähne und Herz des Hundes genauso lang angeschaut hat, wie sein kaputtes Bein. Ich muss dazu wirklich nichts mehr sagen.

Die Krone des Ganzen ist aber, dass Frau Otto für ihre Tierarzttätigkeit, die sich wohl hauptsächlich auf Pferde bezieht (-> mobile Praxis), als Erfahrungsquelle anführt, sie habe früher jahrelang Rennpferde geritten.

Quelle: Über mich – Claudia Otto (tierarzt-otto.de)

Liebe Leute…… als Veganer möchte ich natürlich, dass alle Menschen vegan leben. Nicht nur vegan essen. Das ist Wunschdenken und werde ich nicht mehr erleben.

Wer sich Tierschützer nennt, der sollte sich schon fragen lassen, warum er die einen streichelt und die anderen frisst. Und nicht nur das. Es gibt genug Leute, die glauben, weil der Sattel aus Kunstleder ist, könnten auch Veganer reiten. Ich lasse die Kirche da mal im Dorf – für mich ist es Ausbeutung zum Privatvergnügen aber ich kann mich nicht mit jedem anlegen – und werde ich auch nicht mehr.

Die hier angetroffene Konstellation lässt mich allerdings sprachlos und wütend zurück.

Dass man davon lebt, dass Tiere zum Privatvergnügen ausgebeutet, krank gemacht, ja, im Reitsport manchmal sogar knitterkaputt geritten werden………. Pferd kann froh sein, wenn es da einen kompetenten Mediziner hat. Wer diesem Sport als Mediziner aber selbst fröhnt…… da hört es bei mir auf. Der ist nicht besser wie der Mechaniker, der sagt “egal, ob mit der Stossdämpfer beim Rallye-Sport durch das Domlager knallt – wird repariert”.

Diese Aussage in Zusammenhang mit den im Beratungsgespräch getätigten Äusserungen, Tiere würden nicht euthanasiert, so lange man operieren könne, und jeder Tierhalter habe die Pflicht, die medizinischen Kosten für sein Tier zu tragen, lassen für mich hier wirklich nur einen Schluss zu – und jeder darf seinen eigenen daraus ziehen.

Dass das Klientel (oder die eigene Sippe) dann solche “Bewertungen” abgibt, um die Durchschnittsbewertung besser aussehen zu lassen, spricht wirklich Bände für die Moral bei einigen Veterinärmedizinern, und ich ermutige jeden Veganer, auf Google oder Facebook doch gerne seine Meinung / Bewertung kund zu tun.

Update 23.08.2023

Kreuzbandriss hinten links. So sieht es bei Struppi heute aus. Ein paar Schmerzmedikamente am Anfang, kontrollierte Spaziergänge, die ihn dazu drängen, alle vier Pfoten zu benutzen und nicht auf drei Beinen herumzurennen, Schonung so gut wie möglich (keine Treppen, nicht auf die Couch springen). Das kommt dabei heraus, wenn eine vernünftige tierärztliche Untersuchung stattfindet und das Wohl des Tieres über dem des Geldbeutels steht.

“So lange man operieren kann, wird das auch gemacht.”

Behandlung eines Kreuzbandrisses ohne Knochenschreddern, ohne schmerzende OP-Narbe, ohne Halskrause, ohne Stress. Ich sage nicht, dass das immer und bei jedem Hund so geht, aber gerade bei kleinen Hunden ist das sehr gut möglich, und auch unser dickes Kangal-Mix-Mädchen wurde so schon behandelt und kachelt heute freudig durch die Wälder.

Claudia Otto auf Facebook

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Sollten Tierärzte vegan leben? – COPPERFIELD IRT v.2.0 (copperfield-irt.org)

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