16.12.2023 – Hämorrhagische Septikämie und der Wolf

Manchmal bekämpft man Feuer mit Feuer. Bei Waldbränden zum Beispiel. Und manchmal bekämpft man Hetze mit Hetze. Bei Tierschützern zum Beispiel.

Princess Haughty bemüht sich mal wieder, angeblichen “Wolfshassern” nachzuweisen, dass sie lügen. Sie schreibt auf einem ihrer Blog mit Bezug zum Wald das hier:

👉Irrtümer der Wolfsgegner: Der Wolf ist kein Verursacher der Wild-und Rinderseuche Seuche HS
Dieser Beitrag richtet sich speziell an Lars E. Broch und Christian Lohmeyer, zwei Landwirte mit Hang zur Falschdarstellung bezüglich Wölfen.
Hämorrhagische Septikämie (HS) ist eine schwere Erkrankung bei Rindern und Wild. Allerdings sind auch kleine Wiederkäuer und Schweine sowie in viel geringerem Maße Pferde und Esel anfällig für diese Krankheit (De Alwis 1999). HS wurde auch bei wildlebenden Huftieren nachgewiesen (Carrigan et al. 1991, De Alwis 1999). HS-verursachende Isolate von P. multocida verbleiben im Nasopharynx und in den Mandeln von Trägertieren (De Alwis et al. 1990, OIE 2013, Soike et al. 2012) oder in der Mundflora von Wölfen (Kutzer et al. 2019). Stressfaktoren wie hohe Temperaturen, Mangel an Nahrung und Wasser oder Menschenansammlungen begünstigen die Immunsuppression und können so Ausbrüche von HS auslösen(Annas et al. 2014, De Alwis 1992, Soike et al. 2012).
Der „Nordkurier“, ebenfalls bekannt für Wolfshetze schrieb: „Der Erreger der Wild- und Rinderseuche konnte laut der Studie im Fang verunfallter Wölfe nachgewiesen werden. Molekulargenetische Untersuchungen ergaben eine große Übereinstimmung mit den Erregern aus den Seuchenausbrüchen. Insofern werde diskutiert, ob der Wolf eine Rolle bei dem Eintrag des Erregers über weite Entfernungen spielt. Inwieweit tatsächlich Ausbrüche der Krankheit auf den Wolf zurückzuführen sind, ist allerdings nicht bekannt…“
Bei dem Ausbruch in Dänemark dürften damals (Eriksen et al. 1999) jedenfalls keine Wölfe (mangels Wölfen) beteiligt gewesen sein!
Seit der letzten offiziellen Meldung in Deutschland im Jahr 1986 wurde im Juni 2019 erstmals eine hämorrhagische Septikämie (septischämische Pasteurellose) durch Pasteurella (P.) multocida Kapsel Typ B bei Rindern im Bundesland Baden-Württemberg (Deutschland) diagnostiziert. Sein erneutes Auftreten erfolgte im Jahr 2010. Zwischen Juni und November 2019 erlagen auf vier Betrieben!! im nördlichen Schwarzwald insgesamt 13 Rinder dem plötzlichen Tod. Bei sieben dieser Tiere wurden Obduktionen durchgeführt, bei denen alle eine ausgeprägte Hyperämie aufwiesen. Blutungen und Ödeme in der Unterhaut und in mehreren inneren Organen. Der pathologisch-anatomische Befund wurde durch histopathologische Analysen bestätigt.
Übrigens sind erst 2023 gerade mal 4 Wölfe in Baden-Würtemberg nachgewiesen. Das schließt 2019 dann auch eine Übertragung/Infizierung durch Wölfe eher aus!
Die Kultivierung von P. multocida war bei fünf von sieben Rindern mit hoher Bakterienbelastung in den inneren Organen und bei zwei Tieren mit schlechtem Wachstum !! erfolgreich. Alle Isolate wurden mittels MALDI-TOF-Massenspektrometrie eindeutig als P. multocida identifiziert und mittels Fourier-Transformations-Infrarotspektroskopie (FT-IR) mit Isolaten verglichen, die aus einem HS-Ausbruch in Ostdeutschland im Sommer 2010 stammten. Die molekulare Kapsel- und LPS-Genotypisierung ordnete sechs der Isolate den Genotypen B:L2 bzw. eines den Genotypen B:L6 zu. Alle Isolate gehörten zum RIRDC MLST-Genotyp ST122. Antimikrobielle Tests von P. multocida-Isolaten aus jedem Betrieb auf der Grundlage der Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration (MHK) ergaben eine Anfälligkeit gegenüber Ampicillin, Ceftiofur, Enrofloxacin, Florfenicol, Penicillin G, Tetracyclin und Tulathromycin. Für Spectinomycin wurde eine Resistenz festgestellt.
👉Allen Ausbrüchen bei Rindern ist gemeinsam, dass es vor allem in der heißen Jahreszeit im Zusammenhang mit der Beweidung zu Tiertoten kam.
Im vorliegenden Bericht lag die Temperatur im Juni bei über 30°C. Rohkohl et al. (2015) beschrieben den Beginn eines HS-Ausbruchs in der warmen Jahreszeit und ein Wiederauftreten im November aufgrund der Rückkehr latent infizierter Kühe in den Kuhstall. Dieses Phänomen kann durch die Persistenz des Erregers in den Krypten der Mandeln und geringe infektiöse Dosen virulenter Bakterien erklärt werden (Shivachnadra et al. 2011, Soike et al. 2012). […] Die Herkunft des HS und die Ausbreitung des Erregers über weite Distanzen, vor allem in den Südwesten Deutschlands, sind bis heute ungeklärt. Mögliche Erklärungen für diese Ausbrüche sind direkter oder indirekter Kontakt mit Wildtieren, die als Überträger fungieren könnten (Kutzer et al. 2019, Soike et al. 2012). Allerdings steht auch für die für Deutschland gemeldeten Fälle der Nachweis der Entstehung, Verbreitung und Übertragung der Infektionen auf Nutztiere noch aus (Rohkohl et al. 2015, Soike et al. 2012, Völker et al. 2014).
Die über 20 Arten sind Kommensalen oder Parasiten auf der Mucosa-Membran des oberen Atmungs- und Verdauungstrakts von Säugern (selten des Menschen) und von Vögeln. Einige Serotypen sind Krankheitserreger bei Haus- und Versuchstieren. Pasteurella multocida, Erreger von Lungenentzündungen und anderen Krankheiten bei Tieren (z.B. Rindern), ist normalerweise Kommensale beim Menschen, aber auch fakultativer oder opportunistischer Krankheitserreger; besonders nach Verletzungen durch Katzen oder Hunde kann es zu lokalen Wundinfektionen kommen.
👉 Auslöser können demnach auch Haustiere sein.
👉 Auffällig ist, das diese Seuche vor allem in der Tierhaltung! auftritt.
👉 Die Gesundheit und Pflege der Tiere spielt dabei maßgeblich eine Rolle. Nicht zuletzt sind auch Antibiotika (-resistenzen) zu beachten.
👉 Stressfaktoren wie hohe Temperaturen, Mangel an Nahrung und Wasser oder Menschenansammlungen begünstigen die Immunsuppression und können so Ausbrüche von HS auslösen.
Natürlich sind weitere Studien dringend erforderlich, um das Wissen über HS zu erweitern.
Es gibt bislang nur mögliche! Erklärungen, Annahmen und entgegen Falschbehauptungen durch Wolfsgegner, die Fakten von Eventualitäten nicht differenzieren können.
Aber so genau nehmen die es bekanntlich ja nicht mit der Wahrheit.

https://www.vetline.de/haemorrhagic-septicaemia-septicaemic-pasteurellosis-in-cattle-in-baden-wuerttemberg-germany?fbclid=IwAR07KSnHpsjrezyATqn1sMdRtFHLEsJc9lNMTQmK1JWfCJ5dhqL_-JoUIoU

Schön. Ging leider nach hinten los.

Ihre Aussage: der Wolf ist kein Verursacher von HS

Hat das irgendjemand behauptet? Es wird diskutiert, ob der Wolf ein möglicher Verbreitungsweg ist. Die Krankheit braucht bestimmte Voraussetzungen, um auszubrechen, und die sind in landwirtschaftlichen Betrieben besonders förderlich. Es ist also durchaus möglich, dass jegliches als Transportwirt in Frage kommende Tier zur Verbreitung beitragen kann. Der erste Satz lenkt hier schon vollkommen vom eigentlichen Thema ab.

Ihre Aussage: Der „Nordkurier“, ebenfalls bekannt für Wolfshetze schrieb: „Der Erreger der Wild- und Rinderseuche konnte laut der Studie im Fang verunfallter Wölfe nachgewiesen werden.

Vetition, eine Seite für Tierärzte, greift das Thema auf. Die Bakterien wurden beim Wolf nachgewiesen und KÖNNTEN zur Verbreitung beitragen. Die sind eher weniger dafür bekannt, Wolfsshetze zu betreiben.

Ihre Aussage: Übrigens sind erst 2023 gerade mal 4 Wölfe in Baden-Würtemberg nachgewiesen. Das schließt 2019 dann auch eine Übertragung/Infizierung durch Wölfe eher aus!

Ja, vier Wölfe werden derzeit geschätzt. Da ist das Risiko, dass in Baden-Württemberg (!!!) der Wolf für die Verbreitung sorgt, eher gering. Ich frage mich nur, wie dumm man letztlich sein muss, um ständig Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Ich kann doch nicht oben schreiben “Wolf ist nicht die Ursache”, wenn es eigentlich darum geht, ob er zur Verbreitung beiträgt. Ursache und Verbreitung – Apfel und Birnen. Versteht sie wieder nicht. Und klar…… wenn ich subliminal die Message erzeugen möchte, dass der Wolf keine Schuld hat, dann schreibe ich oben was drüber, was keiner abstreiten kann: “der Wolf ist nicht der Verursacher von HS“. Aber warum redet sie dann im Artikel nicht über die Ursachen, sondern über die Verbreitung?

Ausserdem: wenn in BW nur vier Wölfe existieren, heisst das dann, dass deswegen in MeckPomm oder Niedersachsen es dann auch ausgeschlossen ist, dass der Wolf zu einer Verbreitung beitragen KÖNNTE? Reden wir hier nur über BW oder reden wir über das Thema allgemein. Mir scheint, wir reden so darüber, wie es gerade einer Prinzessin passt.

Im Übrigen wurde in Hessen im Sommer 2023 ein aktueller Nachweis erbracht.

Ihre Aussage: Auffällig ist, das diese Seuche vor allem in der Tierhaltung! auftritt.

Auffällig ist, dass Erkrankungen bei Menschenansammlungen und in engen Räumen häufiger auftreten, als bei Veranstaltungen im Freien. Wirklich jetzt?! Und auch das ist nicht so ganz korrekt: “Es handelt sich meist um eine akut bis perakut tödlich verlaufende Allgemeininfektion des Tieres, die neben Rindern auch bei Wasserbüffeln sowie Reh-, Rot- und Schwarzwild auftritt. Aber auch kleine Wiederkäuer, Bisons, Antilopen, Schweine, Pferde, Esel, Zebras, Dromedare und Elefanten können in seltenen Fällen erkranken.”

Warum zitiert sie nicht korrekt und lässt einige Stellen bewusst aus?

Das hier hat sie geschrieben:

Man könnte glauben, es ist ein Zitat. Ist es aber nicht. Sie lässt die Stellen weg, die ihr nicht passen. So sieht es WIRKLICH aus:

Der Hinweis, dass sich HS ggf. auch unabhängig von Temperaturen ausbreiten könnte und vermehrt in einem Umkreis von 50 km stattfand, war vermutlich nicht wirklich wichtig 😉

Wenn man natürlich Quellen zitiert, die von 2015 sind, dann kommt man auch nicht dahinter, dass beim Wolf in 2023 bereits HS nachgewiesen wurde.

Fazit:

Der Wolf ist nicht die Ursache für HS – das hat auch niemand behauptet, denn es ist eine Rind- und Wildtierseuche, die durch einen im Boden und Wasser sehr gut überlebenden Erreger an Wild- und Weidetiere weitergegeben werden. Da sich Rot- und Damwild sowie Wildschweine sehr häufig damit infizieren, und dies derzeit an der polnischen Grenze auch der Fall ist, ist es durchaus im Bereich des Möglichen, dass sich auch der Wolf durch diese Tiere infiziert, wenn auch nur als Transportwirt, wenn er symptomfrei bleibt.

Jetzt fragt man sich, wie auf einmal über weite Distanzen von MeckPom oder Polen die Seuche auch in den Süden des Landes gelangt sein könnte, und hat dafür noch keine handfeste Erklärung. Dass Wölfe wandern, und zwar über weite Strecken, ist mittlerweile schon Kindergartenkindern bekannt. Warum versucht man hier ziemlich ungeschickt jegliche Verstrickung des Wolfes in die Verbreitung einer Seuche auszuschliessen? Natürlich, eine Katze aus einem polnischen Tierheim könnte in BW gelandet sein und dort eine Kuh gekratzt haben – PENG. Genauso gut könnte ein Wolf in MeckPomm oder sonstwo ein Tier gerissen haben, diese Seuche von da aus weitergetragen haben, an Wasserstellen, an andere Wildtiere, deren Kadaver sich dann wiederum weitere Tiere des Waldes (Wildschweine, Füchse) annehmen, die dann wiederum………..

Es gibt derzeit weder einen stichfesten Beweis, dass ein Wolf in BW oder sonstwo für die Verbreitung verantwortlich ist. Es gibt stichhaltige Beweise dafür, dass er durchaus als Transportwirt fungieren kann, und die aufgezeigte Verbreitung von Nord-Ost nach Süd-West wird doch sicherlich die Frage erlauben, ob der Wolf daran beteiligt sein könnte. Für die Siegerländer Wandermaus jedenfalls lege ich meine Hand ins Feuer: die traut sich nicht über die Grenzen.

Es ist aber doch mindestens mal genauso Hetze, Leute, die sich mit dem Thema beschäftigen und Fragen stellen, direkt als Wolfshasser abzustempeln, nur, weil sie sich eben diese Fragen stellen.

Aber das ist typisch Deutsch und typisch “Tierschutz”: es wird nicht über das Problem geredet, sondern nur darüber, wie man über das Problem zu reden hat.

PS: ich höre schon wieder das Mimimi:

Du hast ja gar keine Ahnung, auf welche Äusserungen der Wolfshasser ich mich beziehe, die haben nämlich dies und jenes gesagt.

Möglich. Darf ich Deinen lustigen Anwalt zitieren? “Der verständige Durchschnittsleser kann hier nur erkennen……” und ich füge hinzu “dass Du hier einer Zeitung und einigen Einzelpersonen Wolfshetze unterstellst, die Du mit Fakten belegst, die überhaupt nicht zum Kernthema passen. Diese Inkompetenz beweist Du direkt im ersten Satz: “‘der Wolf ist kein Verursacher von HS’. Als ob das jemals irgendwer behauptet hat.

Abyssus abyssum invocat. Oder im Tierschutz-Sprech: Hetze mit Hetze bekämpfen.

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