Update 04.02.2025: “Rede von Michel Friedman gestört” – Joey reacts

Auf YouTube finden sich immer mehr Videos, wo diverse “Influencer” meinen, zu irgendwelchen Themen ihren Senf abgeben zu müssen.

“Vitablo reacts – warum Diablo IV doch richtig geil ist”

Da ich mein hässliches Gesicht nicht in eine Kamera halten werde und auch nicht nach Fame und Clicks geifere, hier ein “Joey Reacts Text” 🙂

Und nun wirklich ernsthaft. Ich habe mir auf N-TV einen Beitrag durchgelesen, wo Michel Friedman’s Rede auf einer Holocaust-Gedenkveranstaltung von einem AfD-Mann gestört worden sei. Ein Eklat! Es geht um diesen Beitrag:

Sehr geehrter Michel Friedman,

als jemand mit starkem privaten wie beruflichen Background zu Israel, als Freund der Juden und des Staates Israel (mit dessen Politik ich nicht immer übereinstimme), als Bürger dieses Landes und als AfD-Wähler kann ich die Aufregung nicht ganz verstehen.

Zunächst einmal mein Verständnis: wenn jemand auf einer solch wichtigen Gedenkveranstaltung eine Rede hält, dann hat man die Klappe zu halten und nicht dazwischen zu rufen. Man kann sich in den sozialen Medien dazu äussern, eine Kolumne schreiben oder das persönliche Gespräch suchen. Ein Zwischenruf, weil man die Meinung des Sprechers nicht teilt, gehört sich hier überhaupt nicht. Da stimme ich zu, nennen wir es einen Eklat.

Ich muss allerdings gestehen, dass auch ich überlegt hätte, den Raum zu verlassen. Denn in Ihren Äusserungen, sehr geehrter Herr Friedman, kann ich einige Unwahrheiten erkennen.

"80 Jahre nach Auschwitz ist jüdisches Leben so gefährdet wie seit Jahrzehnten nicht mehr".

Es gibt sie, die Nazi-Deppen, die in diesem Land herumlaufen und aufgrund mangelhafter Bildung und / oder geringem IQ in einen Hass verfallen, weil es das Einzige ist, zu dem sie fähig sind. Es ist wahr, dass diese Leute Juden und jüdische Einrichtungen angreifen. Ob diese Leute die AfD wählen würden? Vermutlich sind diese eher in ganz anderen Gruppierungen und Kleinstparteien organisiert, aber eher nicht in der AfD. Ich habe ihre Empörung nie gelesen, wenn unverhältnismässig viele Straftaten zu Lasten derer gehen, die in diesem Land Gast sind, und linke Parteien dann gerne und schnell von psychisch kranken Einzeltätern sprachen. Und die Straftaten hatten natürlich auch nie etwas mit deren Religion oder religiös geprägter Kultur zu tun. Im Verhältnis zu den Straftaten sind diejenigen, die jüdisches Leben in Deutschland gefährden, wirklich Einzeltäter – ohne das jetzt in irgendeiner Form schönreden oder rechtfertigen zu wollen.

Auch kann ich keinen Hinweis erkennen, warum durch die AfD und deren Wahlprogramm jüdisches Leben in Deutschland gefährdet wäre. Gibt es Leute in der AfD (einen haben sie nicht-namentlich genannt), die besser keine Politik machen sollten? Gibt es in dieser Partei Spinner, die eine anti-jüdische / anti-israelische Haltung vertreten? Durchaus. Die finden sie wohl in jeder Partei, wenn Sie denn mal suchen möchten, und mehr Mitglieder des eher linken Parteispektrums äusseren ihren Antisemitismus offen, als Sie es von Mitgliedern der AfD hören können.

Jugendorganisationen linker Parteien als auch die Parteien selbst spenden direkt oder indirekt an (anerkannte Terror)organisationen, die jüdisches Leben von der Landkarte tilgen wollen. Menschen, die ja so woke sind, dass sie nun Gesetze durchgedrückt haben, dass jeder für ein Paar Euro einmal im Jahr seinen Namen und sein Geschlecht ändern kann, ohne dafür auch nur eine Operation, Hormontherapie oder auch nur einen Rock anziehen zu müssen, die ihre sexuelle Freizügigkeit auf Strassenzügen als “Stolz” verkaufen, schwenken auf deutschen Strassen die Flaggen derjenigen, die skandieren: “from the river to the sea”. Menschen, die in den Ländern, deren Flagge sie schwenken, keinen Tag überleben würden, würden sie auch nur ansatzweise ihre sexuelle Freizügigkeit zur Schau stellen.

Ich habe ein Problem mit jedem Spinner, der aufgrund mangelnder Bildung, linker Faktenverdrehung oder ideologischem Wahnsinn Juden verbal oder körperlich angreift. Davon schliesse ich eine berechtigter Kritik an der Politik des Staates Israel bewusst aus. Mir ist da Religion, Nationalität und Parteizugehörigkeit egal. Warum machen Sie, lieber Herr Friedman, eine Unterteilung in “akzeptierte Judenfeinde” und “nicht akzeptierte”? Die AfD kritisieren Sie für ein paar Deppen eines rechten Flügelchens, die dort herumlaufen und Blödsinn reden. Diese werden subliminal in Ihrer Rede erwähnt.

Mitglieder der Parteien, deren Vertreter während Ihrer Rede anwesend waren, finanzieren Organisationen, deren Ziel die Auslöschung des israelischen Staates ist, die verbotene Parolen auf den Strassen skandieren und die “kauft nicht bei Juden” gegen “boykottiert ‘YodaCream'” getauscht haben. Warum höre ich da von Ihnen kein Wort?

Friedman griff die AfD scharf an, ohne sie namentlich zu erwähnen. "Jeder fünfte Deutsche wählt eine Partei, die sagt, einige Menschen sind niemand", sagte er. Es handele sich um eine Partei, "die Menschen hasst, verachtet und wieder qualifiziert und disqualifiziert". Friedman ("50 Angehörige meiner Familie wurden von Deutschen ermordet") sagte: "Wir erleben, dass der Judenhass salonfähig geworden ist, der Menschenhass ist salonfähiger geworden." Die AfD nannte er "eine antidemokratische, Neonazi-orientierte Partei, deren Ehrenvorsitzender Hitler einen Vogelschiss der Geschichte genannt hat".

Ja, die AfD – so mein Verständnis und mein Grund, sie zu wählen – qualifiziert / disqualifiziert Menschen. Zunächst einmal werden diese Menschen kategorisiert, nämlich in die Menschen, die einen Anspruch und ein Recht darauf haben, von diesem Staat unterstützt zu werden, und denjenigen, bei denen das nicht so ist. Die entsprechenden Gesetze liegen bereits heute vor: selbst nach Anwendung von Dublin-III und dem Schengenabkommen haben Nicht-EU-Bürger noch immer nicht das Recht, Grenzen ohne Dokumente zu übertreten, ohne sich bei der nächsten Polizeistelle zu melden. Darunter versteht man illegalen Grenzübertritt. Jemand, der nicht ohne Umwege auf einem deutschen Flughafen / Hafen (an)landet, ist als Asylsuchender eigentlich nur dann legal in diesem Land, sofern er in dem sicheren Drittstaat, den er betreten hat, ein Asylgesuch geäussert hat, Asyl gewährt wurde und dann per Verteilschlüssel nach Deutschland verbracht wurde. Die Anzahl derer, die sich somit illegal in diesem Land aufhalten, ist enorm. Sie kosten Geld, sie schaden dem Bildungs-, Kranken- und Sozialsystem. Das ist schon heute nicht rechtmässig, und das zu benennen und das zu ändern hat wenig mit Menschenhass zu tun und man muss da nicht mal auf religiöse oder kulturelle Unterschiede hinweisen. Dass man einige Menschen dann “disqualifiziert”, wie sie es nennen, ist die logische Schlussfolgerung: Illegale erhalten keinen Zugriff auf oder Mittel aus den sozialen Systemen dieses Landes. Ist in den meisten Ländern übrigens nicht anders – auch nicht in Israel.

Ja, der Judenhass ist salonfähig geworden. Jeder Kegelverein mit einer Satzung, die dem Koran oder den entsprechenden Fatawas angelehnt wäre, würde in Deutschland umgehend verboten. Was der Islam so von sich gibt – und wir müssen da gar nicht über Frauenrechte, Homosexualität oder was auch immer sprechen, wir bleiben bei den Juden, dürfte sich kein AfDler in diesem Land erlauben:

«لَتُقَاتِلُنَّ الْيَهُودَ فَلَتَقْتُلُنَّهُمْ، حَتَى يَقُولَ الْحَجَرُ: يَامُسْلِمُ هَذَا يَهُودِيٌّ فَتَعَال فَاقْتُلْه»

Ich weiss nicht, ob Sie andere Erfahrungen gemacht haben: den Judenhass gab es schon immer. Den latenten Juden”hass”, basierend auf irgendwelchen Geschichten, die sich von der Nazi-Zeit in die heutige Zeit geschlichen haben, und der unter Deutschen irgendwie immer vorhanden war. Den Judenhass kahlrasierter Springerstiefelträger mit weissen Schnürsenkeln, deren IQ sich automatisch der Aussentemperatur anpasst (in Grad Celsius!), die aber in einer Anzahl daher kommen, die für einen starken Staat nicht wirklich ein Problem sein sollten – und hoffentlich auch nicht im Einzelfall für Juden und jüdische Einrichtungen in diesem Land.

Den starken Anstieg an Judenhass kann ich persönlich nur durch nachfolgende Gemengelage erkennen:

  • Verharmlosung des Islam als eine Religion von vielen, das Ignorieren der imperialistischen Ideologie, das Verleugnen von Schriften und Rechtsgutachten, die an Menschen- und Verfassungsfeindlichkeit kaum zu übertreffen sind. Sie – lieber Herr Friedman – haben noch das “Glück” als ein Anhänger einer abrahamitischen Religion die Wahl zu haben, zu konvertieren, auszureisen oder die جزية zu zahlen, um Ihr Leben zu retten, sollte diese Religion des Friedens einmal das “dar al-harb” in ein “dar al-islam” verwandeln wollen. Als Atheist habe ich diese Möglichkeit nicht und werde die Friedlichkeit dieser Religion vermutlich nicht überleben. Wäre es in die Hose gegangen, wäre ich 1949 oder 1969 in einer wesentlich schlechteren Position gewesen, als jeder Jude.
  • einer (berechtigten?) Kritik an der Politik des Staates Israel bspw. mit dem Umgang der Palästinenser, der Verklärung oder Unkenntnis der historischen Begebenheiten, die zu dem Dilemma geführt haben und all das, welches dann von einer Kritik an einem Staat zu einem “Hass” auf ein Volk in unsere Gesellschaft diffundiert ist
  • klare faschistische und / oder sozialistische Züge in weiten Teilen des linken Politikspektrums

Mit anderen Worten: einen Judenhass, der Juden in diesem Land gefährden könnte, sehe ich insbesondere im linken Spektrum und bei denen, die sich gerne “irgendwas Antifaschistisches” auf die Fahne schreiben, um den Faschismus mit dem Linksfaschismus zu bekämpfen. Vermutlich haben Sie andere Erfahrungen gemacht, sonst kann ich Ihre Äusserungen nicht verstehen.

Ja, wie viele Aussagen vieler Politiker in der AfD (als auch einige Politiker selbst) halte ich auch besagte “Vogelschiss-Aussage” für mehr als unpassend. Mich würde aber wirklich interessieren, woher Sie die Erkenntnis beziehen, bei der AfD handele es sich um eine antidemokratische, Neonazi-orientierte Partei”. Ganz ernsthaft: würde ich zu der selben Erkenntnis kommen, ich würde mich von dem Gedanken verabschieden, dieser Partei als Mitglied beizutreten geschweige denn, sie zu wählen. Das Parteiprogramm gibt Ihre Meinung nicht her, finde ich. Und die Partei besteht aus mehr als ein paar “psychisch auffälligen Einzelfällen”, sondern auch aus ihrer Basis und den Wählern. Ich hoffe nicht, dass Sie mich als antidemokratisch oder “nazi-orientiert” ansehen oder mir unterstellen, solche Leute zu unterstützen.

Friedman beklagte, nach dem Terrorangriff der Hamas auf jüdische Zivilisten vom 7.Oktober 2023 habe man auf deutschen Straßen "Tod den Juden" gerufen. "Jüdische Studenten können nicht mehr an die Universität gehen, weil Islamisten und Linksextremisten diese okkupieren und weil Universitätspräsidentinnen nicht in der Lage sind, ihr Hausrecht auszuüben." Die Gesellschaft dürfe "den Pfad des Wissens, der Wissenschaft, des Denkens und der Vernunft" nicht wieder verlassen. Dies bedeute, dass es auch im Netz keinen rechtsfreien Raum für "geistige Brandstifter" geben dürfe.

Sehr geehrter Herr Friedman, sollte ich mich nicht vollkommen täuschen, kamen solche Aussagen doch wohl eher aus dem linken Parteienspektrum derer, die israelische Produkte in Deutschland boykottieren wollen und ein (angebliches) Fehlverhalten und einen angeblichen Genozid des israelischen Staates auf die Juden projizieren. Linke Gruppen schwenken Fahnen der Organisationen, die sich über diese Unterstützung in ihren Moscheen und Kulturvereinen kaputtlachen – denn die Werte dieser linken Ideologien werden sie niemals in den Kulturkreisen derer finden, die heute “from the river to the sea” skandieren.

Sie benennen die Täter, die Bedrohung selbst. Die AfD kommt darin nicht vor. In Bezug auf Juden und den Staat Israel könnten sie auf solchen Demos sicherlich Mitglieder jeglicher Parteien finden – auch welche von der AfD.

Ich kenne Herrn Dörr nicht. Der Ausruf “bleiben Sie gemässigt” hat auf einer solchen Veranstaltung nichts verloren. Inhaltlich stimme ich ihm zu. Bitte keine Doppelmoral. In Israel benutzt man bis heute keine Züge – aus (ich meine das keinesfalls respektlos) eher geschichtlich-begründeten denn rationalen Gründen. Man hat aber kein Problem damit, bei IKEA in sieben Filialen des Landes einzukaufen. Verstehe ich nicht so wirklich. Man schimpft über den Judenhass in Deutschland, der sich (meiner Meinung nach) zu grossen Teilen aus einer Kritik an politischen Entscheidungen ableitet, verhält sich aber bei der AfD analog (ein paar Spinner, und schon sind alle Wähler antidemokratisch und neonazi-orientiert). Gleichzeitig kommt mit keinem Wort, obwohl es in Ihrer Rede Thema war, Kritik an antisemitischen Äusserungen von Mitgliedern der Regierungsparteien und anderer linken Gruppierungen, die direkt oder indirekt Terrororganisationen finanziell unterstützen. Dass man bei einigen Parteien des linken Spektrums einen “Deutschen-Hass” vermuten könnte, ist da nicht nur meine Auffassung. Auch dazu höre ich von Ihnen als Bürger dieses Landes wenig.

Nee, Herr Friedman, bei aller Freundschaft – mag ich nicht sowas.

Hochachtungsvoll

Joey Nickel

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